Griechisches Gesundheitssystem bricht zusammen

Jun 11, 2012         Kategorie: Politik + Wirtschaft

Athen (APA/dpa) – Die Lage in den griechischen Spitälern wird wegen der Sparmaßnahmen immer dramatischer. Die größte Klinik in Thessaloniki führt keine kardiologischen Untersuchungen und Operationen mehr durch. Die Apotheker-Verbände wandten sich in einem Brief an die EU-Task Force für Griechenland und baten dringend um Hilfe. Das Land brauche mindestens 1,5 Mrd. Euro für Medikamente und medizinisches Material.

“Meine Kollegen können keine Stent-Implantationen mehr durchführen”, sagte ein Klinikarzt am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Das Krankenhaus habe kein Geld mehr, um Stents (Gefäßstützen) zu kaufen. Die Staatsanwaltschaft in Thessaloniki ordnete eine Untersuchung an. Dabei soll festgestellt werden, inwiefern der Mangel an medizinischem Material Menschenleben gefährdet.

Auf der Insel Chios müssen die Verwandten der Patienten selbst Gips kaufen, damit die Ärzte gebrochene Arme und Beine behandeln können, berichtete die Athener Zeitung “Ta Nea”. In den Städten Serres und Larisa bekommen die Patienten ständig Hühnchen zu essen, weil die Direktion kein Geld für Fisch oder Kalbfleisch hat, berichteten andere Zeitungen.

Die Großhändler von Medikamenten und medizinischem Material beliefern die wichtigsten Krankenhäuser nur noch gegen Barzahlung. Auch hunderttausende Versicherte der größten Krankenkasse EOPYY müssen ihre Medikamente bar in den Apotheken bezahlen und sich anschließend mit der Quittung an die Krankenkasse wenden.

“Es ist mehr als dringend notwendig, dass die Krankenkasse EOPYY mit 1,5 Milliarden Euro unterstützt wird. Das Gesundheitssystem bricht zusammen”, warnen die Apothekerverbände des Landes in ihrem Apell an die EU-Task Force. Der Brief lag der Nachrichtenagentur dpa vor. Die 45-köpfige Task Force unterstützt den griechischen Staat beim Aufbau einer funktionierenden Verwaltung.

In Griechenland sind die Staatskassen fast leer. Eine handlungsfähige Regierung gibt es seit der Parlamentswahl im Mai nicht. Deshalb wird am 17. Juni erneut gewählt.

Foto: http://www.bundjugend-bw.de

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