Finanziell und gesundheitlich gefährdete Ärzte

Sep 3, 2017         Kategorie: Marketing, Politik + Wirtschaft, Steuer + Recht

Dr. Günter Rinner hat beruflich viel mit Ärzten zu tun und sieht bei dieser Berufsgruppe einen erhöhten Absicherungsbedarf und warnt vor einem großen finanziellen Risiko, dem sich Ärzte aus gesundheitlichem Leichtsinn aussetzen. Er plädiert deshalb sich selbst und die Familie abzusichern.

Für den gesundheitlichen Leichtsinn liefern Experten aus anderen Berufsgruppen die Argumente. So hat der amerikanische Psychiater und Psychotherapeut Roy Menninger im Laufe seines Berufslebens mehr als 1.000 Ärzte behandelt bzw. therapiert. Er fand heraus, dass Ärzte offenbar hart arbeiten – oft wohl zu hart, wie verschiedene Studien beweisen. Dabei geht es nach Menninger um Bestätigung und um Zuneigung. Beides brauchen Ärzte und erhoffen sich dieses von ihren Patienten zu erhalten. Einer, der wie Menninger in seiner therapeutischen Arbeit viel mit Medizinern zu tun hat, ist DDDr. Karl Isak: „Bei vielen Ärzten liegen Defizite vor, deren Ursache in der Kindheit liegen und der große persönliche Einsatz der Ärzte versucht diese emotionalen Defizite auszugleichen. Einer der es genau wissen sollte, ist Dr. Bernhard Mäulen, Gründer des Instituts für Ärztegesundheit, der bei Ärzten auch eine erhöhte Suizidalität feststellt und die Frage weshalb Ärzte Suizid begehen wie folgt beantwortet: „Da sind zum einen die Gründe, von denen schon lange bekannt ist, dass sie mit erhöhter Suizidalität einhergehen: Depression, Suchterkrankung, partnerschaftliche Krisen wie Trennung oder Scheidung. Sie sind auch bei Ärzten die häufigsten Ursachen für Suizid. Und dann gibt es noch, wenn auch seltener berufsspezifische Auslöser wie zum Beispiel Behandlungsfehlerklagen, finanzielle Notlagen in der Praxis oder Krisen in der akademischen Karriere.“*

Ärzte haben einen distanzierten Umgang mit eigenen Krankheiten. Studien – z.B. Henderson 2012** – zeigen, dass sie sich lieber selbst behandeln als Kollegen aufzusuchen. „Ärzte sind denkbar schlecht darin, sich Hilfe zu holen, und die Patientenrolle anzunehmen, fällt vielen Kollegen schwer“, sagt Mäulen.* „Ärzte, die bereits sind, psychotherapeutische Hilfe anzunehmen, sind durchaus offen und vertrauen auf die Expertisen des Therapeuten. Allerdings sind es wohl nur wenige, denn die Mehrheit versucht auch psychische Probleme medikamentös zu lösen. Diese sehen Therapeuten gar nicht – oder wenn es schon fast zu spät ist.“ Isak ist mit diesem Urteil nicht alleine. Ärzte haben offenbar auch gegenüber ihren Patienten den Nimbus der Unfehlbarkeit zu verteidigen. Das meint auch Henderson in seiner Studie.

Es geht aber nicht nur um die Gesundheit. Ärzte setzen sich auch finanziellen Gefahren aus. Vor allem, wenn sie selbstständig sind und ihre Praxis wegen einer Krankheit schließen müssen. Da bleiben nicht nur die Patienten und die Einnahmen aus, sondern die Kosten laufen weiter und wer zahlt das. Viele ärztliche Berufsverbände empfehlen in der Zwischenzeit ihren Mitgliedern eine Praxis-Unterbrechungs-Versicherung abzuschließen. „Wir arbeiten mit Berufsverbänden zusammen und können eine erhöhte Bereitschaft zur Praxis-Unterbrechungs-Versicherung feststellen. Aber immer noch gibt es Ärzte, die glauben, sie werden nicht krank bzw. dass sie keinem Risiko ausgesetzt sind.“ Das sagt der Initiator der Praxis-Unterbrechungs-Versicherung in Deutschland, Dr. Günter Rinner, der dieses Produkt von Österreich, wo es schon seit Jahrzehnten beliebt ist, nach Deutschland brachte.

 

 

Bild: Dr. Günter Rinner, privat
* Quelle: Umdenken statt Tragödie: „Ein Arzt muss nicht alles aushalten“ – Medscape – 15. Jan 2015
** Quelle: Henderson, Max; Brooks, Samantha K. et al. (2012): Shame! Self-stigmatisation as an obstacle to sick doctors returning to work: a qualitative study. In: BMJ Open 2012,2.

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