Gleichmacherei verteuert Versicherung

Nov 13, 2012         Kategorie: Politik + Wirtschaft, Steuer + Recht

Fragwürdige EU-Entscheidung verlangt ab Dezember 2012 einheitliche Versicherungsprämien
Wer schützt uns vor den EU-Beamten? Diese Frage stellt sich der Vorsorge- und Versicherungsexperte Markus Pluch. Bald wird er seinen männlichen Versicherungskunden klar machen müssen, dass die Prämien von Kranken-, Unfall- oder Risikoversicherungen teurer werden, weil die EU in der Risikobeurteilung zwischen Mann und Frau keinen Unter- schied sehen möchte. Die Folge wird sein, dass Männer mehr zahlen werden müssen, aber Frauen nicht weniger – davon ist Pluch überzeugt.

Der Hintergrund
Frauen leben statistisch gesehen um rund fünf Jahre länger als Männer und nehmen daher aus dem Versicherungs- topf auch mehr Leistungen in Anspruch. Dies darf sich nun aber ab 21.12.2012 nicht mehr in der Versicherungsprämie niederschlagen, sondern die Versicherungen müssen ab diesem Zeitpunkt Unisex-Tarife – eben unabhängig vom Geschlecht – anbieten. Begründet wird das mit den EU-Gleichstellungsrichtlinien aus dem Jahr 2004. „Hier wird über das Ziel hinausgeschossen, weil Mann und Frau in der Risikobeurteilung nicht gleich sind. Männer leben risikoreicher und haben deshalb im Durchschnitt eine deutlich geringere Lebenserwartung. Das hat mit der Gleichbehandlung von Frau und Mann wohl wahrlich wenig zu tun“, wettert Markus Pluch und stimmt damit vielen seiner Kollegen, wie zum Beispiel Manfred Baumgartl, dem Vorsitzenden der Sektion Lebensversicherung im Versicherungsverband Österreich, zu.

Nur Nachteile
Obwohl die EU-Anti-Diskriminierungsrichtlinie die Differenzierung von Prämien und Leistungen nach versicherungsmathematischen Faktoren zulassen, wenn z.B. statistische Erhebungen zeigen, dass Frauen und Männer sich unterschiedlich verhalten, sieht es die zuständige EuGH-Generalanwältin anders und legt den Gleichbehandlungsgrundsatz wohl zu streng aus – so die Vermutungen aus der Branche. Dabei wird die neue Regelung nur Verlierer haben. Pluch geht davon aus, dass die Versicherungen keine Mischsätze kalkulieren werden, sondern die Prämien nach oben angleichen werden. Die Männer werden also mehr zahlen und die Frau- en gleich viel wie bisher. Was auch nicht ganz stimmt, denn bei der Kfz-Haftpflichtversicherung wurden von Versicherungen oft günstigere Frauentarife angeboten, weil Männer häufiger Unfälle bauen als Frauen. Damit ist nun auch Schluss und die Frauen werden also mit höheren Prämien leben müssen.

Risikoausgleich wird unmöglich
Zum Wesen des Versicherungsgeschäftes gehört der Risikoausgleich. Ein solcher wird nun unmöglich, meint Pluch – zumindest wird er ungerechter. Frauen werden zukünftig für die größere Risikobereitschaft der Männer zahlen müssen und die Männer dafür, dass Frauen länger leben. Pluch vermisst einen Aufschrei der Politik, der Interessensvertretungen, aber auch der Frauenbewegungen – Männerbewegungen gibt es ja keine.

Rasch handeln
Wer an den Abschluss einer Versicherung denkt und durch die neuen Tarife zu den Benachteiligten zählen dürfte, sollte noch vor dem 21.12.2012 seine Versicherung unter Dach und Fach bringen, rät Pluch. „Bei einer Lebensversicherung kann es zu deutlichen Nachteilen kommen und über die Jahre summieren sich die Beträge zu einem ansehnlichen Betrag.“

So werden zum Beispiel Risiko- und Er-Ablebensversicherungen für Frauen teurer und Männer müssen für Pflegeversicherungen zukünftig tiefer in die Tasche greifen.

Info/Kontakt
Markus Pluch
Selbstständiger Versicherungsmakler und Spezialist für Vorsorgeprodukte.
m.pluch@eccon.at

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Fotos: Markus Pluch/Privat und FOTOLIA/FLYTOSKYFT11

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