Erstmals weltweit zwei Gehör-Prothesen kombiniert eingesetzt

Jun 28, 2012         Kategorie: Medizin

Mit einem völlig neuen Verfahren wurde an der
Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni
Wien im AKH Wien eine 48jährige, seit zehn Jahren hochgradig
schwerhörige Patientin operiert. Dabei wurden ihr vom Operationsteam
rund um Klinikleiter Wolfgang Gstöttner zwei Gehörprothesen
kombiniert eingesetzt. Das war nötig, weil die Patientin an zwei
unterschiedlichen Erkrankungen im Mittelohr des linken Ohrs litt.


“Durch eine chronische Entzündung waren Hammer, Amboss und
Steigbügel zerstört. Und durch eine bisher nicht erkannte Otosklerose
war der Eingang zum Innenohr stark verknöchert. Die Patientin hatte
also ein leeres Mittelohr und ein verknöchertes Innenohr und war
nicht in der Lage, Schwingungen aufzunehmen”, erklärt Gstöttner. Eine
Otosklerose ist die Erkrankung des Knochens, der das Innenohr umgibt.
In der rund zweistündigen Operation wurden zunächst Hammer und
Amboss durch eine kleine Titanprothese ersetzt. An dieser ersten
Prothese wurde eine zweite, die Steigbügelersatzprothese, befestigt
und ins Innenohr abgeleitet. Gstöttner: “Dieses Verfahren gab es noch
nie.”
Beide Erkrankungen führten zu einer Hörbeeinträchtigung von 70
Prozent. Eine erste Hörprüfung nur wenige Tage nach der Operation
zeigte, dass diese Fehlleistung auf 30 Prozent zurückgegangen ist.
Gstöttner: “Ich erwarte, dass sie bald wieder praktisch normal hören
kann – und zwar ohne jedes Hörgerät.” Am rechten Ohr wird die
Patientin in wenigen Wochen auch noch operiert. Dort muss aber “nur”
eine Otosklerose behandelt werden.

Zahlreiche Innovationen
Die HNO-Klinik an der MedUni Wien im AKH Wien ist mittlerweile
bekannt für häufige Innovationen: Im September 2011 wurde in Wien
erstmals eine extrem dünne, so genannte “floating electrode” als Teil
eines Cochlea-Implantats zum Erhalt des Restgehörs eingesetzt.
ForscherInnen der MedUni Wien im AKH Wien entwickelten dazu eine
neue, sanfte Operationsmethode und waren maßgeblich an der
Entwicklung der nur 0,2 statt bisher 0,5 mm dünnen Elektrode
beteiligt. Zudem war das erste Cochlea-Implantat, das 1977 an der
Wiener HNO-Klinik eingesetzt wurde, auch das erste
Mehrkanal-Cochlea-Implantat weltweit.
Und im April 2012 gelang es an der HNO-Klinik weltweit erstmals,
ein Kind mit einem neuen Knochenleitungsimplantat zu versorgen, das
direkt im Schädelknochen des Patienten, der keine Ohrmuscheln
besitzt, eingesetzt wurde. Damit kann der Elfjährige aus Wien ein
ganz normales, akustisches Leben führen.

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Foto: © MedUni Wien / Houdek

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